Flexibles Wohnen auf kleinstem Raum, keinen unnötigen Ballast ansammeln, den „ökologischen Fußabdruck“ reduzieren – das ist in Deutschland momentan Trend! Möglich soll das ein sogenanntes Tiny House machen. Was das genau ist und welche Vor- und Nachteile das Leben im „Mini-Haus“ hat, erfahren Sie hier.
Was ist ein Tiny House?
Ihren Ursprung hat diese Wohn- und Lebensform in den USA. Eine genaue Definition zum Begriff Tiny House gibt es in Deutschland nicht. Korrekt übersetzt heißen „Tiny Houses“ ganz einfach „winzige Häuser“. Und genau diese Übersetzung sollte man auch wirklich wörtlich nehmen.
Die Wohnfläche variiert zwischen 15 und 60 Quadratmetern. Dabei muss jede Ecke optimal durchdacht und genutzt werden, denn auf die Gesamtquadratmeter verteilen sich Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Bad.
Mit Grundkosten ab etwa 30.000 Euro ist ein Tiny House unschlagbar günstig in der Anschaffung. Sein Platz- und Energiebedarf ist äußerst gering. Der Einsatz umweltfreundlicher Technologien beim Bau und beim Betrieb sorgt für eine positive Ökobilanz.
Ein Tiny House kann bei Bedarf einfach auf einen Anhänger geladen und an einen anderen Standort versetzt werden. Dennoch ist diese Form des Wohneigentums nicht mit einem Wohnwagen oder einem Mobil Home zu verwechseln.
So werden Tiny Houses gebaut
In der Regel wird ein Tiny House in Holzständerbauweise auf einem Pkw-Anhänger errichtet. Grundsätzlich sind alle erdenklichen Formen möglich. Die meisten Tiny Houses werden jedoch in klassischer Form mit einem Satteldach erbaut. Einige Firmen konstruieren die Mini-Häuser ohne Trailer, dann jedoch so, dass sie per Tieflader transportiert werden können. Dadurch ist es möglich, das Haus für einen längeren Zeitraum – auch auf Dauer – an einer Stelle zu belassen und dort an die Strom- und Wasserversorgung anzuschließen.
Ganzjährig wohnen im mobilen Mini-Haus
Grundsätzlich ist es kein Problem, auch ganzjährig an einem festen Platz auf kleinem Raum zu leben. Eine der Voraussetzungen dafür ist, dass das Tiny House so gedämmt und isoliert ist, dass es den gesetzlichen Vorschriften entspricht.
Bleibt das Haus mobil, sind diese Vorgaben nicht so streng. Dann fällt das Haus unter die Bestimmungen der Wohnwagen- oder Ladungszulassung für Straßen.
Darf man ein Tiny House überall hinstellen?
Grundsätzlich ist in Deutschland das dauerhafte Wohnen nur auf erschlossenen Grundstücken erlaubt. Soll das Tiny House nicht mobil sein, sondern als Hauptwohnsitz auf einem Grundstück genutzt werden, müssen die Bestimmungen des Baugesetzbuches berücksichtigt werden. Zudem gelten wie bei jedem anderen Bauvorhaben auch die Landesbauordnung des jeweiligen Bundeslandes, der Flächennutzungsplan, gegebenenfalls ein Bebauungsplan und falls vorhanden eine Ortsgestaltungssatzung. Wird das Tiny House nur als Wochenend- oder Ferienhaus genutzt, gelten andere Vorschriften:
- Wird das Haus weniger als vier Monate im Jahr bewohnt, müssen die Vorschriften der
Energieeinsparverordnung nicht eingehalten werden. - Auf einem Privatgrundstück muss eine Baugenehmigung eingeholt werden.
- Auf einem Camping- oder Ferienhaus-Platz kann kein Erstwohnsitz angemeldet werden.
- Alle anderen Abstellplätze müssen genehmigungsfähig sein.
Schwierigkeiten beim Umzug
Bleibt das Tiny House mobil, sind wiederum Bestimmungen zu beachten und behördliche Hürden zu nehmen: Soll das Haus eine längere Zeit an einem Ort stehen bleiben, muss jedes Mal eine Baugenehmigung beantragt werden. Wasser- und Elektrizitätswerke des Ortes müssen das Tiny House ans jeweilige Netz anschließen können. Das Grundstück muss zudem an das öffentliche Wege- und Verkehrsnetz sowie an das Ent- und Versorgungsnetz angeschlossen sein.
Fazit:
Gerade in der heutigen Zeit, da Wohnraum rar und teuer ist, kann sich ein Tiny House als Alternative zum herkömmlichen Wohnen erweisen. Einige Städte und Gemeinden denken bereits darüber nach, ganze Siedlungen für Mini-Häuser nach amerikanischem Vorbild zu errichten.
Wer jedoch von grenzenloser Freiheit in einem Tiny House träumt, muss sich bewusst sein, dass in Deutschland strenge Vorschriften und Gesetze herrschen. Die können das dauerhafte Wohnen – ob mobil oder mit festem Grund und Boden – zu einer nur schwer zu bewältigenden Herausforderung machen. Ob eine Familie in einem Tiny House glücklich werden kann, ist außerdem fraglich.